Durch die Sendung führt Tomaso Di Sombrero
Gäste: Stephensen (FC Biel / Bienne)


TDS: „Liebe Sternchen und Sternchinnen, Unsinn – Entschuldigung… Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen, nach den beiden Ausgaben vom Samstag und dem gestrigen Sonntag steht heute am Montag noch die letzte der drei Spezial-Ausgaben des Sangria Talks anlässlich der Europapokal-Finale an: das Spezial zum Meister-Cup. Hier treffen zwei europäische Spitzenteams, nämlich FC Biel / Bienne und Germinal Beerschot Antwerpen aufeinander. Beide Teams gehören zu den Top5 des 5-Years-Team-Ranking – und da Biel / Bienne hier als Drittplatzierter bereits die beiden Führenden, Tottenham Hotspur und FC Nordsjaelland ausgeschaltet hat, treffen also der Dritte und der Vierte dieser Rangliste morgen Abend im Finale aufeinander. Und nachdem wir gestern leider schon auf Domedeik als Manager von Racing Strassburg haben verzichten müssen, fehlt heute leider auch Dirkules. Der Manager von Germinal Beerschot Antwerpen hat abgesagt, die detaillierte Vorbereitung des Teams scheint ihm besonders wichtig. Wie gewohnt ein wenig Statistik: bei Dirkules ist es das vierte Finale im Europapokal, er wartet noch genauso auf seinen ersten internationalen Titel, wie auch sein Team aus Belgien. Dem steht Stephensen gegenüber, der bisher alle drei Europapokalfinale auch gewinnen konnte – somit können entweder zwei Serien reißen oder eben auch sich verlängern. Um es zu vervollständigen: der FC Biel / Bienne konnte ebenfalls dreimal einen Europapokal gewinnen, stets mit Stephensen in der Verantwortung. Auf alle Fälle schön, dass Sie heute bei uns sind, Stephensen. Lassen Sie uns star…“

Domedeik: „Bon jour.“

TDS: „Äh, bon jour, Domedeik… Unsere Sendung zum Pokalsieger-Cup war eigentlich schon gestern… mit Ihnen… also leider ohne Sie…“

Domedeik: „Herr Di Sombrero, vielen Dank für die Einladung. Zunächst muss ich mich für die Verspätung entschuldigen. Hätte der Vereinspräsident nicht heute bezüglich des Endspiels bei mir angerufen – ich hätte es glatt vergessen. Da sehen Sie wo mir gerade der Kopf steht.“

TDS: „Ok, dann schön, dass Sie heute da sind, dann bekommen wir das irgendwie hin. Also eine Mischung aus Meister-Cup-Final und Pokalsieger-Cup-Finale Teil II… Ich war gerade dabei, mit Stephensen, einem der beiden Teilnehmer im Meister-Cup-Finale, zu starten.“

TDS: „Stephensen, zunächst ein Blick auf die bisherige Saison für Ihr Team. In der Liga etwas überraschend nur auf Platz 6 der Tabelle – da muss man beinahe froh sein, wenn es am Ende für die Teilnahme am Inter-Cup reicht. Wie bewerten Sie diese Saison?“

Stephensen: „Natürlich kann ich nicht zufrieden sein und schon zu Saisonbeginn prognostizierte ich ja eine Überraschung. Aber dass Servette und wir derart unter die Räder kommen hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Unterm Strich freuen mich die Überraschungen und auch enge Ligen, da sie für Spannung und Abwechslung sorgen. Nur sollen diejenigen auch international gegenhalten nächste Saison und zeigen, dass sie mit der Mehrfachbelastung klarkommen. Den Platz im SOIX haben wir hauptsächlich Servette und uns, Biel zu verdanken. Und da könnten einige Punkte fehlen in Zukunft. Wir möchten uns nicht vorstellen, dass es für uns nicht zu Platz 5 reicht und wir den MC gewinnen.
Daher haben wir bereits angefangen für das Worst-Case-Szenario zu planen. So haben wir für die neue Saison bereits jetzt ein Transferplus von 27 Mio. generiert. Und weitere Spieler sollen den Verein verlassen. Der Effekt des internationalen Geschäfts ist gerade für Vereine wie Biel, die stets Kandidaten für die Finalrunden sind, wirtschaftlich extrem wichtig. Die Auswirkung einer Nichtqualifikation sind nicht nur Einnahmeverluste, sondern vor allem auch die dann ungünstigen Verträge und den zu großen Kader.“

TDS: „Das sind beeindruckende Zahlen, danke für den detaillierten Einblick. Domedeik, wie sieht Ihr Saisonfazit aus? In der französischen Liga Platz 3 und im nationalen Pokalviertelfinale am FC Toulouse gescheitert.“

Domedeik: „Zu der derzeitigen Saison lässt sich nur eines sagen: wie zum Teufel...
Es handelt sich bei der 18/19er Spielzeit um die vielleicht kurioseste meiner Karriere. Am Anfang noch im beschaulichen Krefeld im Kampf um den Aufstieg – nun gut, ohne mich wohl eher gegen den Abstieg – nun in Strassburg im Finale des Pokalsieger-Cups. Wirklich erstaunlich dieser Verlauf. Um zurück auf Ihre Frage zu kommen: National kann ich sehr zufrieden sein. Ein Platz für das internationale Geschäft sollte gut möglich sein. Ob nun als dritter oder als fünfter, Hauptsache das Spiel morgen ist vorerst nicht das letzte.“

TDS: „Naja, im Europapokal wird es in dieser Saison wohl schon Ihr letztes Spiel sein… Sie haben es angesprochen, Sie kamen erst während der Saison zu Racing Strassburg, zuvor war noch Frank Lentföhr tätig, den es dann aber zurück zu Dynamo Dresden zog und nach einer kurzen Phase der Managerlosigkeit übernahmen dann Sie… gerade noch rechtzeitig um ins Viertelfinale einzuziehen. Wenn Sie auf die letzten Wochen zurückblicken: welche der Partien hatte den meisten Anteil daran, dass Ihr Team morgen im Finale antreten wird?“

Domedeik: „Ich wüsste nicht, welches ich hierfür im Speziellen herauspicken könnte. Jedes Spiel war wichtig und im Rückblick sehr von unserem Glück geprägt. Ausgangspunkt waren allerdings die Spieltage 5. und 6. unserer Gruppe. Ich hatte das Team erst wenige Tage zuvor übernommen und wir konnten gegen PAOK Saloniki und Besiktas Istanbul jeweils zwei 2:0 Siege einfahren. Erst dadurch sprangen wir in dieser äußerst engen Gruppe auf den zweiten Platz, der die Playoffs bedeutete. Das daraus noch viel mehr entstehen konnte war sicher keinem von uns klar.“

TDS: „Vielen Dank, Domedeik. Dann werden wir nun zum Meister-Cup und Stephensen übergehen – welche der bisherigen Begegnungen war da das bislang entscheidende oder richtungsweisende Match. Wo hat sich die wesentliche Weiche für die Finalqualifikation gestellt?“

Stephensen: „Hier denkt man als erstes an den 4:3 Auswärtssieg in Tottenham. Aber der war es nicht. Es war gegen Ende der Vorrunde der 3:1 Sieg in St.Etienne. Mit etwas mehr Mut der Franzosen wäre hier ein Unentschieden möglich gewesen, was gleichbedeutend mit unserem Ausscheiden gewesen wäre. Da hatten wir mächtig Schwein.“

TDS: „Wenn Sie die beiden Teams gegenüberstellen – wo liegen Ihre Stärken? Wo lauern aber auch die Gefahren? Und wen sehen Sie unterm Strich als den Favoriten?“

Stephensen: „Dirkules ist endlich mal dran mit einem Titel und will Rache für das Pokalsieger-Cup-Finale 2016-02. Aber ehrlich gesagt sind wir die Favoriten. Wir sind Antwerpen in allen Belangen überlegen und müssen das auch zeigen. Leider sind auch wir in den 11m-Schiessen schlagbar. So sind zwei der letzten drei Münzwürfe gegen uns ausgefallen und Antwerpen hat beide im VF und HF gewonnen. Dennoch denke ich, dass wir 4:3 während der normalen Spielzeit gewinnen werden.“

TDS: „Und bei Ihnen Domedeik? Morgen gegen den BVB. Wo sind die Stärken? Was erwarten Sie?“

Domedeik: „Was ich erwarte? Eine herbe Niederlage natürlich! Es ist für jeden der Traum einmal ins Finale zu kommen, nun aber zu erwarten den Titel auch zu gewinnen wäre utopisch. Darum wäre alles andere als ein Sieg von Dortmund ein wahres Wunder. Sir Coulman ist eine wahre Legende, der weiß wie er seine Teams auf ein solches Spiel einstellen muss. Das es sein letztes internationales Finale wird macht es uns noch schwieriger. Seine Mannschaft, die er von klein auf aus der dritten in die erste Liga geführt hat, wird alles daran setzen ihm einen gebührenden Abgang zu bereiten.
Wir werden natürlich versuchen dagegen zu halten, aber ganz unter uns: haben Sie gesehen wen die alles auf ihrer Bank sitzen haben? Und dann schauen Sie sich unseren Kader an. Wir werden am Dienstag mit einem 18 Jährigen Torwart an den Start gehen. Gregory Dhiab genießt mein vollstes Vertrauen. Er war schon für Frankreichs U-17 im Einsatz und soll nach seinem Ligue 1 Debüt diese Saison sogar im Gespräch für die tunesische Nationalmannschaft sein. Doch sein erstes internationales Spiel gleich im Finale gegen Dortmund geben zu müssen... das ist nicht leicht. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, aber wenn wir wirklich gewinnen sollten, müsste ich ebenfalls mein Karriereende verkünden. Besser kann es nicht mehr werden.“

TDS: „Ich bespreche ja immer gerne mit den anwesenden Managern die jeweilige Entwicklung im SOIX. Nach einer herausragenden Saison 2019-01 war die jetzige Saison eher enttäuschend. Ein wenig kurios, dass ausgerechnet Ihr Team nach all den Wirrungen nun die Flagge noch hochhält. Möchten Sie das Abschneiden Frankreichs im Europapokal kommentieren?“

Domedeik: „Naja, ich könnte wieder die üblichen Phrasen vor mich hin schwingen ‚es ist schade, dass nicht alle Mannschaften die internationalen Wettbewerbe ernst nehmen‘ oder ‚traurig wie einige ihre Vorteile für den Gewinn in der nationalen Liga zu ihrem Vorteil nutzen‘. Aber was bringt dies wirklich? Das ist immer wieder ein Auf und Ab. Letzte Saison zum Beispiel hat Frankreich die zweitmeisten Punkte sammeln können. Dieses Mal sind wir irgendwo im unteren Mittelfeld. Ich kann nur hoffen, dass nächstes Jahr eine Mannschaft wie der FC Toulouse uns würdig im Meister-Cup vertritt. Da ist deutlich mehr drin.“

TDS: „Stephensen, die Schweiz liegt im SOIX auf Rang 1. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht dieses Ranking und wie zufrieden sind Sie mit dem diesjährigen Abschneiden der Schweizer Teams?“

Stephensen: „Zum ersten Mal mussten wir kein Opfer mit durchschleppen und so steht das Team Schweiz zurecht oben. Es war eine tolle Teamleistung. Man erkennt aber die Abhängigkeit von Servette und Biel, was die Leistung der anderen Teams nicht schmälern soll. Aber es reicht halt nicht am Ende. Basel war da 2017-01 die Ausnahme.“

TDS: „Wir haben gestern und vorgestern auch schon mit den anderen Managern über den angekündigten Abschied von Sir Coulman bei Borussia Dortmund gesprochen. Eine freie Stelle bei einem deutschen Spitzenclub. Eine Aufgabe, Stephensen, die Sie ebenfalls reizen könnte?“

Stephensen: „Nein.“

TDS: „Ok, das war klar. Und bei Ihnen, Domedeik? Ich denke Sie sind noch so kurz bei Racing Strassburg, da sollte wohl nicht der nächste Wechsel direkt folgen?“

Domedeik: „Es ist schade, dass ein Managerkollege wie Sir Coulman endgültig aufhört. Ich meine, wenn ich zurückblicke auf meine ersten Jahre, da waren Personen wie er meine großen Vorbilder. Ständig präsent und gefeiert, bildeten sie das Gesicht der Fußballwelt. Wenn Sie mich also fragen würden, ob ich eine Mannschaft wie Borussia Dortmund übernehmen würde, dann lautet meine Antwort ja. Ja, weil es für mich eine Ehre wäre in solch einem Verein zu arbeiten und ihn zu Erfolgen zu führen. Doch wenn Sie mich fragen, ob ich einen Manager wie Sir Coulman ersetzen könnte oder wollte, dann müsste ich das verneinen. Diese Fußstapfen wären für jemanden wie mich sicherlich zu groß. Ob sie mich auf Dauer in meiner Arbeit hindern würden oder ich nach einiger Zeit selber wachse, kann ich nicht beantworten. Was ich sagen kann ist allerdings, dass ich bisher immer große Freude hatte etwas eigenes aufzubauen. Mich in ein gemachtes Nest zu setzen ist eigentlich nicht meine Art.“

TDS: „Ok, das waren doch ein paar Worte mehr als bei Stephensen. Möchten Sie, Domedeik, Sir Coulman noch ein paar Worte zu dessen Abschied widmen?“

Domedeik: „Meine letzten Worte an Sir Coulman werde ich ihm nach dem Spiel aussprechen. Wahrscheinlich beinhalten sie unter anderem ein ‚Herzlichen Glückwunsch zum gewonnenen Titel‘ und ein ‚Es war mir eine Ehre gegen Sie gespielt zu haben‘ (lach). Aber im Ernst: Ich glaube ich spreche für alle Fans des Sports, dass uns ein ganz Großer verlassen wird. Seine Erfolge und Verdienste sprechen für sich. Was er in Italien bei Inter und in Deutschland bei Dortmund alles erreicht hat ist außergewöhnlich. Ich wünsche ihm bis zum Ende dieser Saison noch viel Glück für die Meisterschaft in der Bundesliga und würde ihm auch einen Titelgewinn im Pokalsieger-Cup gönnen. Und wenn es ihm später nochmals unter den Nägeln brennen sollte – er wäre jederzeit wieder im Geschäft willkommen! Vielen Dank dir für diese besonderen Momente.“

TDS: „Und Stephensen, gibt es Ihrerseits noch ein paar Worte, die Sie dem scheidenden Manager Sir Coulman mit auf den Weg geben möchten?“

Stephensen: „Jetzt keine, diese Frage gehört in den Pokalsieger-Cup. Es wird sicherlich zu einem anderen Zeitpunkt noch die Möglichkeit zu ein paar Fare-well Worten geben.“

TDS: „Danke, Stephensen - womit wir auch schon zu der letzten Frage kommen. Ihre Tipps, bitte… wer wird morgen Abend die begehrten Trophäen in den Himmel strecken, wessen Fans werden den Abend möglichst niemals vergessen?“

Stephensen: „Biel, Dortmund und ... ja das ist schwer. Spanien hatte schon lange keinen internationalen Titelträger mehr, aber auch bei Italien ist es eine Weile her. Zu gönnen wäre es Genua und Teneriffa zu gleichen Teilen, aber mein Herz hofft auf Julian. Dennoch tendiere ich zu Aris.“

Domedeik: „Diese Frage sollte sich wohl erübrigen - möge der Bessere gewinnen! Und nur so als Tipp: das sind leider nicht wir... Gegen einen glücklichen Sieger würde ich mich aber auch nicht wehren (lach).“

TDS: „Ich danke Ihnen. Ich freue mich auf drei hoffentlich spannende Finale und denke Sie, liebe Zuschauer ebenfalls. Morgen Abend – nicht wahr, Domedeik, morgen… nicht Mittwoch oder Donnerstag, sondern morgen – nicht, dass Sie ins Stadion kommen und das Finale fand schon einen Tag vorher statt, das wäre sehr schade für Ihr erstes Europapokal-Finale… also morgen dann, so gegen 20:35 Uhr wissen wir, wer die diesjährigen Helden sein werden. Wenn ich für das Finale im Meister-Cup noch einen Tipp abgeben soll: wie so oft – ich denke, dass es am Ende der FC Biel / Bienne sein wird und dennoch würde ich mich sehr freuen, Stephensen sehen Sie es mir bitte nach, wenn Dirkules den Bock endlich mal umstoßen könnte und seinen ersten internationalen Titel feiern könnte… Nun bleibt mir nur noch eins zu sagen: der Worte sind genug gewechselt, lasst nun endlich Taten folgen – und auch morgen gilt: der Ball ist dein Freund.“

Sehr schöne Ausgabe!

Vielen Dank für dein Engagement SirUlrich.